Am Mittwoch, den 24.05.2017, war der
erste größere Streikaufruf im Einzelhandel in München. Verdi rief einige Einzelhändler wie,
ZARA, H&M, Hugendubel usw., sowie Versicherungen wie Allianz und Axa zum
Streik auf.
Über 700 Kolleginnen und Kollegen haben sich morgens im Gewerkschaftshaus getroffen und zogen am Vormittag Richtung Stachus (Karlsplatz). Sehr lautstark verschafften sich alle, ihren Unmut über die, fast unverschämten und unanständigen ersten Angebote des Arbeitgeberverbandes der Gewerkschaft gegenüber, Gehör.
Am Stachus angekommen wurden vier Reden unterschiedlicher Art und Schwerpunkte gehalten. Allesamt sehr anschaulich, informativ und vor allem sehr gut!
Anschließend zogen einige engagierte und von ihrem Arbeitgeber enttäuschten Kolleginnen und Kollegen von ZARA, H&M und Esprit vom Stachus aus die ganze Neuhauserstraße, über die Kaufingerstraße bis zur Theatinerstraße entlang.
Der erste Zwischenstopp war in der ZARA Filiale in der Neuhauserstr. Mit lauten
Trillerpfeifen und Sprechchören ging der Trupp von gut 50
Protestler durch den gesamten Laden. Sehr verdutzte Kunden und
Leiharbeitnehmer, sowie Festangestellte des Betriebs schauten mit offenen
Mündern und ungläubigen Augen die gut gelaunte Protestbewegung an. Von
sogenannten "Managern" oder ähnlichen "wichtigen" Personen
war nichts zu sehen. So schnell wie die Gruppe drin war, war sie auch wieder
raus und zog zum nächsten Laden: dem ausschließlich Herrenbekleidung führenden
H&M Store auf der Kaufingerstraße.
Wer den Laden kennt, weiß wie eng es
dort ist. Was aber für die Kolleginnen und Kollegen aber kein Hindernis
darstellte kurzzeitig alles zu blockieren. Wieder stießen die Protestler auf
überraschte Angestellte und Kunden.
Dann kam der die dritte Anlaufstation, der große H&M Laden unmittelbar gegenüber dem Kaufingertor. Kurze Erläuterung: Unfassbar aber wahr, der Betriebsrat dort hat allen Ernstes weder Interesse noch Engagement gegenüber dem Streik oder irgendwelchen Aktionen gegen den Arbeitgeber gezeigt. Dabei ist gerade bei H&M der Arbeitgeber nicht besonders "freundlich" gegenüber den Betriebsräten aufgestellt. Was in der jüngeren Vergangenheit sehr deutlich wurde. Daher war es ein besonderes Vergnügen sowohl dem BR dort als auch den Angestellten zu zeigen, was es bedeutet sich für seine Rechte einzusetzen und nicht alles einfach hinzunehmen, was einem angeboten wird. Wieder sehr lautstark und durch jede Etage des Ladens ziehend, zog die Gruppe seine Bahnen. Allerdings wurden sie genau beäugt, sowohl von der Belegschaft als auch von sogenannten "Führungskräften". Trotzdem war weder eine Gegenwehr noch feindliches Angehen zu spüren. Dies änderte sich schlagartig als die Kolleginnen und Kollegen sich ihrem vierten Ziel näherten: ZARA Store Kaufingerstraße.
Dort hatte man sich schon, von den Kollegen der Neuhauserstr. gewarnt, an der
Eingangstür drapiert und die Gruppe erhielt Zutrittsverbot!
Streikende stehen vor der ZARA Filiale Kaufingerstr. München |
Vor den Protestler "bauten"
sich einige fest angestellte Mitarbeiter, die Personalreferentin für den
Münchener Raum und die Filialdirektorin auf. Die Personalreferentin wollte
trotz eindringlichen Aufforderungen die Protestierenden durchziehen zu lassen, nicht den Weg
freigeben. Stattdessen filmte und fotografierte sie die Kolleginnen und
Kollegen. Mit extrem lautstarken Protestrufen und Trillerpfeifen machten sich
allerdings die Kolleginnen und Kollegen bemerkbar. Offensichtlich war es sowohl
den Kunden als auch den sogenannten "Führungskräften" sehr unangenehm
sich durch den wütenden und lauten Menschen den Weg nach draußen und/oder rein
zu bahnen. Nachdem einige Protestierende ein paar Aktionsschaumstoffbälle (Tennisball Größe) durch die Eingangstür zu werfen versuchten, wurde es den Verantwortlichen "zu bunt" und sie schlossen kurzerhand die Glastüren zum Betrieb. Mission erfüllt! Die Gruppe zog
weiter zum nächsten "Höhepunkt": ZARA Store Theatinerstraße.
Einst das "Flagshipstore" und
erst vor kurzem nach neuem Umbau in strahlendem Licht erscheinenden Glanz,
zeigte sich den Protestierenden hier fast dasselbe Bild, wie beim Betrieb in
der Kaufingerstraße. Eine extrem arrogant wirkende Filialleitung versperrte mit
dem, sich als "Rambo" aufspielenden Doorman, nebst einigen
"Managern" und Mitarbeitern den Weg. Auch hier nützte es nichts den
Verantwortlichen zu erklären, dass dies die schlechtere Wahl ist. Auch hier
waren die Kunden sichtlich genervt und das "Aggressionspotential" stieg
bei allen Beteiligten ein wenig. Nebenbei bemerkt und sehr erstaunlich, dass
die Personalreferentin, die eben noch so tapfer die Türen der Filiale der
Kaufingerstraße verteidigte, plötzlich ebenfalls daher gerannt kam und erneut
anfing die Menschenmenge zu fotografieren und zu filmen.
In diesem Zusammenhang machen wir darauf aufmerksam, dass jegliche
Nutzung des Film- und Fotomaterials von den Kolleginnen und Kollegen
strengstens untersagt ist und strafrechtlich verfolgt werden wird, sollte das
Unternehmen KG ZARA B.V. & Co. bzw. deren Angestellte, sie unerlaubterweise für seine Zwecke verwenden.
Als
auch hier die Protestler für genug Unruhe und Aufmerksamkeit gesorgt
hatten, zogen sie weiter zum "H&M" Store, welches sich einige Meter
weiter daneben befindet. Völlig anderes Bild hier. Die Gruppe ging ohne
Gegenwehr hinein, bahnte sich seinen Weg durch alle Etagen und ging wieder
hinaus. Keine peinlichen Aktionen vor der Tür, keine Gegenwehr (im Gegenteil,
einige Mitarbeiter des Stores, klatschten einige Protestierende sogar ab und
lachten und scherzten mit ihnen) und vor allem kein völlig überzogenes Gehabe.
Um
kein Missverständnis aufkommen zu lassen. Natürlich richten sich die Proteste
auch gegen H&M, aber wenn man mit "offenen Visieren kämpft", dann
muss man auch hinnehmen, wenn die Gegenseite mal zum Schlag ausholt und trifft!
Das hat H&M offenbar verstanden aber leider die ZARA Führungsriege nicht bzw. nicht
verstehen wollen. Wie man auch an der nun folgenden Aktion gemerkt hat.
Die
Gruppe startete einen letzten Versuch doch nochmal in die ZARA Filiale
Kaufingerstraße hineinzukommen. Aber als sie sich wieder auf der
Kaufingerstraße einfand waren die "Freunde und Helfer" in Grün schon
dort. Zwei Polizeibeamte kamen auf die Protestler zu und forderten erst einmal
alle auf ihre Streikwesten abzulegen. Mit der Begründung, dass sie sonst alle
strafrechtliche Konsequenzen befürchten müssten, denn es sei keine angekündigte
Versammlung. Daraufhin verlangte man nach dem "Kopf" des Ganzen und
der Gewerkschaftssekretär Dominik Datz bekannte sich als der Verantwortliche.
Man bat, nach einigen gewechselten Worten, Dominik ein paar Schritte weiter um
in "Ruhe" sprechen zu können. In der Zeit warteten die Streikenden
einige Schritte abseits. Ohne auf die Details im Moment einzugehen, das Ende
vom Lied war, das Ende der Aktion und die Gruppe löste sich gezwungener Maßen
auf.
Aufsicht von den Lagerräumen der Filiale ZARA Kaufingerstraße vor die Filiale |
Nun
muss man sich folgende Fragen stellen:
- Frage: War es insgesamt eine gelungene Aktion?
- Antwort: DEFINITIV JA!
- Frage: Hat es tatsächlich etwas gebracht?
- Antwort: Auf jeden Fall! Denn schon allein, dass ZARA und H&M so im negativen Rampenlicht gestanden haben und viele Kunden vor Ort direkt alles mitbekommen haben, wird dafür sorgen, dass man nicht nur die Betriebsräte und die Gewerkschaft ernster nimmt, sondern auch die zurecht unzufriedene Belegschaft. Auch die Medienpräsenz wird den Unternehmensspitzen nicht besonders schmecken, daher ist wohl davon auszugehen, dass die Verantwortlichen für die nächsten Streiks gewappneter sein werden.
- Frage: Ist das eine einmalige Sache gewesen?
- Antwort (vom Sänger Bob Dylan): "The answer my friend, is blowing in the wind, the answer is blowing in the wind." 😈
Auf
zur nächsten Runde!!!
Es war einfach brutal gut.
AntwortenLöschenSpitze 👍🏽
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