Donnerstag, 13. September 2018

Plumpe Einschüchterungsversuche - Zara mahnt ab

Aktueller Artikel aus dem ver.di - HANDEL Magazin 02/2018, weitere Infos hier.


Der Skandal ist offenkundig. Seit Jah­ren setzt die Modekette Zara Kas­senbelege ein, die die hochgiftige Che­mikalie Bisphenol S enthalten. Alle Versuche von Betriebsräten und ver.di, das Unternehmen zum Wechsel des Be­legpapiers zu bewegen, waren bisher erfolglos. Stattdessen mahnt das Unternehmen lieber engagierte Betriebsräte grundlos ab.

Skandal um Kassenbelege


Viermal in fünf Wochen habe er eine Abmahnung erhalten, berichtet Chri­stian Berhorst, einer der betroffenen Betriebsräte von Zara in München. »Ich hätte mich nicht ordnungsgemäß für die Teilnahme an einer ver.di­Veranstaltung abgemeldet, hieß es beispielsweise. Doch nachvollziehbar sind diese Vorwürfe nicht.« Dass er zu den besonders Aktiven gehört, die immer wieder auf den Skandal hingewiesen haben, steht hingegen fest. Weit über 17.000 Unterschriften haben er und seine Mitstreiter inzwischen für eine Petition auf der Campact­-Plattform gesammelt. Außerdem wird über den riskanten Umgang mit der Gesundheit der Zara-­Beschäftigten konti­nuierlich auf verdi­zara.blogspot.com berichtet.


»Ein Dorn im Auge dürfte der Za­ra-­Geschäftsleitung auch die Berichterstattung über mögliche Filialschließun­gen in München sein«, vermutet der zuständige ver.di-­Sekretär Dominik Datz.
»Zum 31. Juli 2019 läuft der Mietvertrag der Filiale in der Theatinerstraße aus, der in der Neuhauser Straße zum 31. Dezember 2019. Üblicherweise verlängert Zara lange im Voraus die Mietverträge, so dass wir mit unangekündigten und kurzfristigen Schlie­ßungen rechnen, so wie es bereits Anfang des Jahres bei der ältesten Münchener Filiale in der Kaufingerstraße passiert ist.« Sollten die zwei Münchener Ge­schäfte geschlossen werden, stünden Sozialplanverhandlungen mit den Be­triebsräten an. »Grund genug als Geschäftsleitung, engagierte und ›unbe­queme‹ Betriebsratsmitglieder schon vorher aus dem Unternehmen zu drän­geln«, so Dominik Datz. 

GG

Dienstag, 4. September 2018

Zara-Manager lassen Mitarbeiter-Spinde aufbrechen - Betriebsrats-Mitglied wird abgemahnt



Mobbing und Schikane - der spanische Modekonzern hat in letzter Vergangenheit eine schwache Leistung abgeliefert, was den sozialen Umgang mit seinen Mitarbeitern*innen angeht. Mehrere ehemalige Kolleginnen aus Führungspositionen haben ausgepackt, wie Mobbing von der Chefetage regelrecht angeordnet wurde!

Auch bei der Zusammenarbeit mit Mitgliedern der örtlichen Betriebsräte gibt der Moderiese ein sehr beklemmendes Bild ab. Zahlreiche Abmahnungen und willkürliche Maßnahmen gegen BR-Kollegen, wie beispielsweise plötzliche Versetzungen in andere Abteilungen sind bekannt. Und es geht weiter - denn erst jetzt wurde mal wieder ein Mitglied der Münchner Betriebsräte abgemahnt. Diesmal geht es um einen angeblichen „Wutanfall“, der sich im Zusammenhang mit dem Öffnen der Spinde von Kollegen*innen in den Sozialräumen ereignet haben soll.

 

Spinde der Beschäftigten wurden ohne neutrale Zeugen geöffnet


Hintergrund war, dass aufgrund von Fluktuation in der Filiale ungenutzte, aber dennoch verschlossene Spinde in den Umkleideräumen durch den Hausmeister aufgebrochen wurden. Dieses Vorhaben ist grundsätzlich legitim, jedoch ist die Art und Weise, wie die ganze Aktion durchgeführt wurde inakzeptabel.

Fakt ist, dass Spinde von Kollegen*innen nur unter Aufsicht eines Mitglieds des Betriebsrats geöffnet werden dürfen. Diese Maßnahme soll dem Schutz vor Diebstählen aus den Spinden dienen - in diesen könnten sich z.B. noch Wertgegenstände der Mitarbeiter*innen befinden. Ein weiterer, wichtiger Aspekt ist aber auch, dass man „lästigen“ Mitarbeiter*innen einen möglichen Diebstahl anhängen könnte - denn wenn niemand als unabhängiger Zeuge vor Ort ist, kann man rein theoretisch behaupten, in dem geöffneten Spind hätte sich gestohlene Zara-Ware befunden. Eine so ausgesprochene Kündigung wäre ein Leichtes, und kaum im Nachhinein vom Betroffenen zu widerlegen!

 

Privateigentum ist „abhanden“ gekommen


Mit diesem Wissen ist es aus unserer Sicht nicht nachvollziehbar, wieso die Spinde in einem Moment aufgebrochen worden sind, wo keine Betriebsratsmitglieder vor Ort waren. Das Öffnen der Spinde ist mitbestimmungspflichtig und kann nicht einfach von Führungskräften angeordnet werden. Hinzukommt, dass Manager auch beim Öffnen der Spinde anwesend sein müssen - auch das war nicht der Fall! Ein solches Verhalten ist fahrlässig und gefährlich, denn unsere Führungskräfte kennen die Risiken für die Beschäftigten.

Alleine aus dem Grund, Missverständnisse zu vermeiden, hätte man mit der Aktion abwarten können, bis entsprechende Betriebsräte anwesend sind. Das Ergebnis dieser unüberlegten Vorgehensweise ließ auch nicht lange auf sich warten -  es ist tatsächlich Privateigentum wie z.B. Hose, Jacke, Schuhe und mehr von einer Kollegin „abhanden“ gekommen - Zara möchte für den entstandenen Schaden nicht aufkommen! Der Fall ist aktenkundig - es wurde Anzeige gegen unbekannt gestellt.



Mal wieder sind es Mitglieder der Betriebsräte, die indirekt für Pflichtverletzungen von Führungskräften die Folgen tragen

 

 

Grobe Pflichtverletzung von Führungskräften doch BR-Mitglied erhält Konsequenzen


Aus diesem Grund ist es aus unserer Sicht mehr als nur menschlich, wenn in diesem Moment unser erwähnter BR-Kollege vielleicht etwas ungehalten reagierte. In Anbetracht der möglichen Gefahren für Kollegen*innen leicht nachvollziehbar - abgesehen davon, das tatsächlich Privateigentum nach der Aktion fehlte!

Dass diese Reaktion - ausgelöst durch das Fehlverhalten der Manager - eine weitere Abmahnung nach sich zieht, passt leider nur allzu gut in das traurige Bild, welches Zara in den letzten Wochen prägte.

Zara - Moral und die Ethik-Kommission



„Deine Stimme wird gehört! Wusstest Du, dass es einen Kanal gibt, über den Du Deine Bedenken vertraulich und ohne Angst vor Konsequenzen melden kannst?“

Ein Slogan, der Vertrauen schaffen soll. Schön, dass Zara uns einen Kanal anbietet, an den man sich mit seinen Problemen mit Vorgesetzten und Fragen zu Verhaltensweisen wenden kann. Doch wie ernst meint es Zara als Arbeitgeber wirklich mit seinem Whistle-Blowing-Kanal?



Kritische Betriebsräte wurden vom Ethik-Ausschuss gesperrt


Wie jetzt bekannt wurde, bekommt man in den seltensten Fällen überhaupt eine Antwort auf sein Anliegen. Fragen von Kollegen*innen werden von der Ethik-Kommission rigoros ignoriert - und wenn man die „falschen“ Fragen stellt, kann es passieren, dass man von dem sogenannten „Vertrauens-Kanal“ komplett zeitweise gesperrt wird, und keine eMails mehr an diese Adresse versenden kann. Zuletzt genau so geschehen bei einigen Betriebsräten! Stellt man sich so ernsthaft Problemlösung bei Zara vor?

Da sich die deutsche Geschäftsleitung beispielsweise auf sämtliche Fragen zu dem Thema „Hormongift in Kassenbelegen“ nicht äussert, wendeten sich einzelne BR-Gremien mit dem brisanten Thema an die Ethik-Kommission - und wurden prompt von dieser gesperrt anstatt aufgeklärt! Lediglich auf eine Anfrage vom Gesamtbetriebsrat wurde nach Wochen reagiert - dieser bat die Ethik-Kommission um Aufklärung, nachdem auch hier die deutsche Geschäftsführung keinerlei Resonanz auf eMails zeigte.



Mit bunten Plakaten wird in den Filialen Werbung für die "Vertrauenskanäle" gemacht


 Werden Probleme bewusst selektioniert?


Ähnlich sieht es bei dem „Health and Safety“-Kanal aus, welcher speziell für Fragen zu den Themen Arbeits- und Gesundheitsschutz angedacht ist. Auch dieser Kanal blockiert nachweisbar einzelne Betriebsräte, nachdem diese kritische Fragen stellten.

Kann es sein, dass man bei Zara Probleme und Anliegen ganz bewusst selektioniert? Was bringen uns „Vertrauenskanäle“, wenn auf Fragen in Wirklichkeit nicht eingegangen wird? Meint man es wirklich ernst mit uns als Mitarbeiter*innen, oder sind diese Einrichtungen lediglich eine schöne Fassade,  um das angestrebte Image als offener und fairer Arbeitgeber zu erwecken? - Es drängt sich zumindest der naheliegende Verdacht auf, dass diese Einrichtungen ausschließlich der Imagepflege des Unternehmens dienen sollen.



 Hier die Beschreibung des Ethikausschusses in dem "Welcome Book", welches neue Kollegen*innen erhalten

Zara hält an Strategie des Schweigens fest


Bunte Plakate und Versprechen bringen der Belegschaft überhaupt nichts, wenn sie nicht ernst gemeint sind, und es sich um leere Worthülsen handelt. Schade, dass Zara auch hier seiner Verantwortung als Arbeitgeber nicht gerecht wird, und sich thematisierten Problemen nicht stellt.
Traurig, dass man beharrlich an der Strategie des Schweigens festhält, wenn die vermeintlich „falschen“ Fragen gestellt werden. Denn spätestens nach den in jüngster Zeit bekannt gewordenen Mobbing-Vorwürfen ist es an der Zeit für Transparenz und eine offene Kommunikation!