Freitag, 28. Mai 2021

Abgemahnt und abserviert - So will ZARA langjährige Mitarbeiter*innen einsparen!



Die Corona-Pandemie führte in den letzten Monaten zu vielen Veränderungen im stationären Einzelhandel. Es steht außer Frage, dass Unternehmen sich jetzt mit völlig neuen Herausforderungen konfrontiert sehen. Die derzeitige Entwicklung, welche sich in der gelebten Personalpolitik einzelner Münchner Führungskräfte abzeichnet ist allerdings besorgniserregend: Es scheint so, als würden Manager nun nahezu jede Gelegenheit nutzen, um Mitarbeiter*innen abzumahnen und teilweise in Folge darauf zu kündigen. Wird so versucht, sich auf diese Art und Weise langjährigen Kollegen*innen zu entledigen? Ist das das neue ZARA-Konzept, indem man Corona-Sparmaßnahmen auf den Rücken seiner Angestellten austrägt, oder ist man einfach nur mit der aktuellen Situation überfordert?


Elementare Entwicklungsgespräche werden nicht durchgeführt

Bevor ein mutmaßliches Fehlverhalten abgemahnt wird, finden im Normalfall Gespräche zwischen Führungskräften und Mitarbeiter*innen statt, welche protokolliert werden. Dabei wird die Angelegenheit offen angesprochen und darauf hingewiesen, dass im Wiederholungsfall abgemahnt werden kann. Diese Gespräche finden bei Zara allerdings schon lange nicht mehr statt. Unabhängig davon sind regelmäßige Entwicklungsgespräche teilweise durch Betriebsvereinbarungen klar geregelt: Diese dienen dazu, dass die Beschäftigten Feedbacks erhalten. Auch diese elementaren Gespräche werden von Managern seit Jahren nicht mehr durchgeführt - somit wird Mitarbeitern*innen jegliche Möglichkeit genommen, ihre Arbeitsweise und ihr Verhalten zu verbessern. Andererseits wird im Kontrast dazu jedes noch so kleine, vermeintliche Fehlverhalten direkt schriftlich abgemahnt, ohne dass dies zuvor jemals angesprochen wurde.


Inflationäre Abmahnungen als Folge von Defiziten in der Personalführung


In aktuellen Beispielen wird abgemahnt, weil Kollegen*innen vorgeblich für einen bestimmten Tag unentschuldigt fehlten. Bei Sichtung der Personaleinsatzplanung (PEP) wird hingegen schnell klar, dass die Betroffenen an dem Tag regulär frei hatten. Es werden also Abmahnungen verfasst und versendet, ohne dass Vorgänge zuvor geprüft wurden. Des Weiteren sind Abmahn-Fälle bekannt, weil Beschäftigte sich eine (!) Minute zu spät krankgemeldet haben sollen. Auch hier ist offensichtlich, dass man jegliches Interesse an einem offenen Dialog oder einer Problemlösung verloren hat. Die Häufung von juristischen Auseinandersetzungen und die hohe Mitarbeiterfluktuation in den Stores sind weitere Indikatoren, die auf Defizite in der Personalführung hinweisen.

Einsparmaßnahmen moralisch nicht vertretbar

Es ist nachvollziehbar, wenn ein Unternehmen aufgrund geringerer Umsätze als Folge der Corona-Krise Einsparungen vornehmen möchte. Die geschilderten Methoden sind allerdings einfach nur dreist und inakzeptabel. Wir möchten für alle Verantwortlichen anmerken, dass man für gewöhnlich zu seinen Mitarbeitern*innen steht und diese als Team anerkennt. Wer so mit Menschen agiert, sollte seine Karriere in einer Führungsposition nochmal selbstkritisch überdenken. Die Vergangenheit hat im übrigen durch zahlreiche Beispiele bestätigt, dass die ZARA-Unternehmensleitung auch „loyale“ Führungskräfte jederzeit austauscht und abserviert - unabhängig, davon, wie gut sie vorher „funktionierten“ und losgelöst davon, wie sie gesteckte Vorgaben erreicht haben. Einzelhandel geht auch menschlich - es ist höchste Zeit, dass ein Umdenken in der Unternehmenskultur stattfindet.


An dieser Stelle raten wir allen Betroffenen, die abgemahnt wurden, sich an den örtlichen Betriebsrat zu wenden, um sich beraten zu lassen und hiergegen vorzugehen.

 

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