Freitag, 4. Januar 2019

Sprechen Sie deutsch? Kommunikation bei ZARA nur noch nebensächlich


Mitte November informierten wir über die Fluktuation, welche bei Zara dramatische Ausmaße angenommen hat, der komplette Artikel ist nochmal hier zu finden.

In diesem Artikel beleuchten wir Zara’s Personalpolitik näher, denn nicht nur die häufigen Mitarbeiterwechsel fallen auf - auch immer mehr neue Kollegen*innen haben keinerlei Deutschkenntnisse und sollen im Verkauf arbeiten.


Schulungen mittlerweile auf englisch


Im Sommer 2017 berichtete RTL Television umfangreich über die vielen Leiharbeiter, welche damals unter katastrophalen Bedingungen für Zara arbeiten mussten - allesamt ohne deutsche Sprachkenntnisse. Nach den Negativschlagzeilen hat der Konzern von dieser Strategie abgesehen. Stattdessen beobachten wir seit einigen Monaten, dass immer mehr neue Mitarbeiter*innen regulär eingestellt werden, welche nur englisch, oder spanisch beherrschen.

Was steckt dahinter? Ist Kommunikation im Verkauf bei Zara mittlerweile nur noch nebensächlich? Sind die neuen Mitarbeiter*innen nur zum Aufräumen und Ware „springen“ vorgesehen?

Vor einigen Jahren bekamen wir vereinzelt neue Kollegen*innen mit schlechten Sprachkenntnissen. Diese lernten ziemlich schnell die neue Sprache, aus dem einfachen Grund, weil sie täglich deutsch auf der Verkaufsfläche reden mussten. Wenn diese Menschen so eine Chance bei uns bekommen, und auf diesem Weg die neue Sprache lernen, begrüßen wir das natürlich.
Mittlerweile sind jedoch Ausmaße erreicht, dass Schulungen teilweise nur noch auf englisch stattfinden, weil niemand von den neuen Kollegen*innen deutsch versteht! Es wird untereinander auf englisch, oder spanisch gesprochen - das Erlernen der neuen Sprache wird so nur langsam vorangetrieben und erschwert die Zusammenarbeit mit den anderen Mitarbeitern*innen.


Führungskräfte ohne jegliche Sprachkenntnisse


Die Entwicklung geht in die Richtung, dass bei Zara in Deutschland selbst zahlreiche Führungspositionen mit Bewerbern besetzt werden, die schlichtweg kein deutsch verstehen, oder sprechen! Diese Leute sollen Anweisungen geben, nur wie soll das funktionieren? Es geht so weit, dass Nippons (Mitarbeitermeetings) auf englisch abgehalten werden, weil der Manager kein Wort deutsch spricht, obwohl ein Großteil der Belegschaft englisch nur teilweise, oder schlecht versteht! Missverständnisse sind so vorprogrammiert - der Unmut vieler Kollegen*innen ist groß.

Teilweise ist die Situation so unhaltbar, dass Münchner Betriebsräte in einem Gerichtsverfahren bezüglich der Festlegung der Betriebssprache klagen. Hintergrund ist, dass der Filialdirektor, welcher für alle erster Ansprechpartner seit Jahren im Store ist, über keinerlei deutsche Sprachkenntnisse verfügt!


Schafft Zara bewusst Abhängigkeiten?


Was bedeutet das alles? Möchte Zara als verantwortungsbewusster Arbeitgeber auch Menschen eine Chance geben, welche aufgrund der Sprachbarriere Schwierigkeiten haben, woanders einen Job im Einzelhandel zu bekommen? Oder handelt es sich womöglich doch um andere, nicht so rühmliche Motive, gerade diese Menschen einzustellen?

Führungspositionen bei Zara nehmen zunehmend Leute aus Ost- und Südeuropa ein. Diese Leute verlassen ihre Heimatländer und verdienen im Vergleich zu ihrem gewohnten Lohnniveau nun vermeintlich viel. Man ist dankbar, in Deutschland arbeiten zu können, und froh, diesen Job zu haben - das schafft Abhängigkeiten. Diese „neuen“ Führungskräfte kennen sich z.B. weder mit dem deutschen Betriebsverfassungsrecht, noch mit den Regelungen zur Arbeitssicherheit aus. Aus Angst vor Konsequenzen hinterfragt man keine Arbeitsanweisungen von der Zentrale - es kam schon vor, dass Läden in Bayern bewusst erst lange nach 20.00 Uhr geschlossen wurden, weil man unter allen Umständen das Tagesumsatzziel erreichen wollte!


Ein Weg in die falsche Richtung


Wir finden diese Entwicklung mehr, als nur besorgniserregend. Gewerkschaften kämpften jahrzehntelang für die Standards, die wir in Deutschland heutzutage kennen. Mit dieser rücksichtslosen Personalpolitik unterwandern ausländische Großkonzerne wie Inditex /Zara Stück für Stück die mühsam erkämpften Werte - man tut sich schwer mit Betriebsräten und Mitarbeiterrechten. 

Als weltgrößtes Textilunternehmen, sollte sich Inditex/Zara gut überlegen, ob man diesen Weg weiter gehen will, oder ob man nachhaltige und menschliche Personalpolitik betreiben möchte. Billiger geht immer, aber irgendwann einmal ist auch hier das Ende der Fahnenstange erreicht!
Man sieht sich immer gerne als „Boutique“ - diese Zeiten sind leider schon lange vorbei. Was Personalschulungen und Mitarbeiterführung angeht, ist Zara mittlerweile eher in Richtung „Billig-Discounter“ anzusiedeln!