Dienstag, 25. April 2017
ZARA - Image auf Kosten der Gesundheit von Mitarbeitern
Das berühmte ZARA-Image, wer hat als Kollege nicht schon davon gehört? Oft erwähnt von Führungskräften und offenbar geschätzt von Kunden. ZARA steckt kein Geld in teure Werbespots oder Anzeigen, sondern pflegt sein Image unter anderem durch sein Präsentieren in den Filialen. Eine gute Sache, wie ich finde… eigentlich. Man sagt, wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten - buchstäblich auch in unserem Fall.
Eine Münchner Filiale wurde im Sommer letzten Jahres komplett über Monate hinweg umgebaut und erstrahlte dann im neuen Licht. Viel Licht.
Ich möchte jetzt nicht über die zahlreichen grellen Halogenstrahler in den Decken berichten, sondern von den riesigen Monitorwänden unmittelbar hinter den Kassenbereichen.
Diese werden von ZARA für Werbezwecke benutzt. Sie gehen von ca. einem Meter Abstand vom Fussoden aus bis zur Decke über mehrere Quadrahtmeter. Es laufen kurze Videosequenzen, oder diverse Fotos und Texte während des ganzen Tages nonstop ab.
Kassierer stehen direkt vor diesen Wänden und schwitzen, da neben Werbung auch jede Menge Hitze von den Monitorwänden ausgeht. Kunden beschweren sich täglich direkt bei den Kassierern, wenn sie durch das extreme Licht kaum in der Lage sind, den Anweisungen auf dem EC-Gerät zu folgen. Kassierer sehen die Kassenbildschirme vor sich mit den Spiegelungen der Monitorwände dahinter - den kompletten Tag lang.
Und hier liegt das Problem. Es steht außer Frage, dass diese Monitorwände von Kunden als unangenehm empfunden werden. In der Warteschlange sind sie genötigt, auf diese zu schauen. Das Problem ist, dass Kritik direkt an die Kassierer weitergegeben wird, welche eh schon unter der Situation leiden.
Kunden machen sich selten die Mühe, nach dem Einkauf zu Hause Kontaktadressen rauszusuchen und ein Schreiben aufzusetzen. Deswegen gibt es scheinbar auch keine Beschwerden, wenn man den Managern glauben schenken möchte. Wer jemals in dieser Filiale kassiert hat, weiß es besser. Das Thema wurde oftmals von einer Vielzahl von Kollegen angesprochen, ohne Erfolg.
Ist das ZARA-Image wichtiger, als die Gesundheit der Mitarbeiter und Kunden? Die von den Monitoren entwickelte Hitze macht den Mitarbeitern zu schaffen, mal ganz abgesehen von der abgegebenen Strahlung, der sie täglich ausgesetzt sind. Kunden fragen teilweise auch ganz offen die Mitarbeiter an den Kassen, wie sie das den ganzen Tag lang aushalten.
Der örtliche Betriebsrat startete einen Versuch und entwarf eine Kundenumfrage zu dieser Problematik. Als bei den Managern angefragt wurde, ob die Formulare an den Kassen ausgelegt werden dürtten bekam man prompt eMail vom Syndikusanwalt ZARAs. Es wurde mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen gedroht, falls die Umfrage ausgelegt werden würde… Nanu? Es wurde vom Betriebsrat doch nur höflich um Genehmigung gebeten, mehr nicht..? Der Umfrage war deutlich zu entnehmen, dass sie vom Betriebsrat stammt, und Kunden sollten ankreuzen, ob sie die Monitore positiv, oder eher als störend empfinden mit Platz für optionale Kommentare. Wovor hat ZARA Angst? Dass das berühmte Image einen Schaden davon tragen könnte? Ist dieses tatsächlich mehr Wert, als die Gesundheit von Menschen?
Für den Betriebsrat ist das Thema noch lange nicht erledigt. Im Zuge der noch zu verhandelnden Betriebsvereinbarung „Gefährdungsbeurteilung“ wird man sich nochmal mit diesem Thema auseinandersetzen und gegebenenfalls mit einem Sachverständigen prüfen, ob man solche Arbeitsbedingungen als Angestellter hinnehmen muss.
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