Artikel aus dem aktuellen ver.di-HANDEL-Magazin 01/2019:
Rücksichtslose Personalpolitik sorgt für Unmut
Missachtung von Mitbestimmungsrechten sowie Filialschließungen ohne das Angebot akzeptabler Ersatzarbeitsplätze kennzeichnen aktuell besonders stark die Personalführung bei der Textilkette Zara, die zum spanischen Inditex-Konzern gehört.
Einen ebenfalls heftig kritisierten Aspekt dieser Politik muss das Unternehmen nach einem Münchener Gerichtsentscheid vom Februar jedoch umgehend ändern: Zara wurde in einem Beschlussverfahren dazu verpflichtet, mit Betriebsratsmitgliedern und mit nicht leitenden Angestellten in keiner anderen als der deutschen Sprache zu kommunizieren. Auch die Mitarbeiterversammlungen (»Nippons«) müssen auf deutsch abgehalten werden.
Hintergrund des Konflikts: Betriebsräte und ver.di-Aktive hatten mit Unterstützung der Rechtsanwältin Nihal Ulusan aus München Klage eingereicht, weil Meetings und Schulungen aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse der Führungskräfte nur noch auf englisch abgehalten wurden. Auf dem gewerkschaftlichen Info-Blog – verdi-zara.blogspot.com – wird der Verdacht geäußert, dass der Arbeitgeber Führungspositionen bei Zara gezielt mit Kandidat*innen aus Ost- und Südeuropa besetzt, die sich mit dem Betriebsverfassungsgesetz überhaupt nicht auskennen und besonders abhängig von der Zara-Zentrale sind. Grundsätzlich wird die Einstellung neuer Kolleg*innen, die anfangs noch schlechte Sprachkenntnisse haben und schnell dazulernen wollen, von den ver.di-Aktiven begrüßt. Sie wollen eine nachhaltige und menschliche Personalpolitik durchsetzen.
Orhan Akman, der seit Mitte Februar die ver.di-Bundesfachgruppe Einzelhandel leitet, fordert von der Unternehmensleitung, die sich häufenden Filialschließungen umgehend zu beenden und die Mitbestimmungsrechte zu respektieren: »Zara braucht ein zukunftsfähiges Standortkonzept, das gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen entwickelt werden muss. Die Beschäftigten brauchen Arbeitsplatzgarantien!«
Beschäftigte brauchen Arbeitsplatzgarantien
Das rücksichtslose Vorgehen im Zusammenhang mit Filialschließungen, bei denen die Betriebsräte bzw. der Gesamtbetriebsrat nicht angehört und zum Teil völlig übergangen werden, geriet auch 2018 wieder verstärkt in den Fokus. Ende letzten Jahres wurde bekannt, dass Zara seine Filiale im »Marmorhaus« am Berliner Kurfürstendamm zum 31. März 2019 schließen wird. Lediglich sechs von 73 teils langjährigen Mitarbeiter*innen wurde eine Stelle in einem der umliegenden Stores angeboten, während dort per Ausschreibung zeitgleich viel mehr Personal gesucht wurde. Und es gibt noch weitere Beispiele für die verfehlte Personalpolitik des Unternehmens: So die Filialen Köln-Ehrenstraße sowie Viernheim in Hessen, wo dem Betriebsrat noch dazu eine Schulung zum Thema Sozialplan/Interessenausgleich verweigert wird, und Leipzig 2.
Die beiden leztgenannten Zara-Standorte sollen im Juli 2019 geschlossen werden. Doch jeweils eine Woche vor der Hiobsbotschaft hatte der Personalchef behauptet, von einer Filialschließung nichts zu wissen.
In der Münchener Kaufingerstraße, die Ende Februar 2018 dichtmachte, wurde der überwiegende Teil der über 100 Beschäftigten ebenfalls gekündigt und nicht auf andere Häuser verteilt. Für dieses Jahr sind weitere Schließungen in der bayrischen Landeshauptstadt und neue Konflikte zu erwarten.
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