Mittwoch, 3. April 2019

Zara geht auch anders



Artikel aus dem aktuellen ver.di-HANDEL-Magazin 01/2019:


Rücksichtslose Personalpolitik sorgt für Unmut


Missachtung von Mitbestimmungs­rechten sowie Filialschließungen ohne das Angebot akzeptabler Ersatz­arbeitsplätze kennzeichnen aktuell be­sonders stark die Personalführung bei der Textilkette Zara, die zum spanischen Inditex­-Konzern gehört.

Einen ebenfalls heftig kritisierten As­pekt dieser Politik muss das Unterneh­men nach einem Münche­ner Gerichtsentscheid vom Februar jedoch umgehend ändern: Zara wurde in einem Beschlussverfahren dazu verpflichtet, mit Be­triebsratsmitgliedern und mit nicht leitenden Ange­stellten in keiner anderen als der deutschen Sprache zu kommunizieren. Auch die Mitarbeiterversammlungen (»Nip­pons«) müssen auf deutsch abgehalten werden.

Hintergrund des Konflikts: Betriebs­räte und ver.di­-Aktive hatten mit Un­terstützung der Rechtsanwältin Nihal Ulusan aus München Klage eingereicht, weil Meetings und Schulungen aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse der Füh­rungskräfte nur noch auf englisch ab­gehalten wurden. Auf dem gewerk­schaftlichen Info­-Blog – verdi­-zara.blogspot.com – wird der Verdacht ge­äußert, dass der Ar­beitgeber Führungs­positionen bei Zara gezielt mit Kandi­dat*innen aus Ost­- und Südeuropa be­setzt, die sich mit dem Betriebsverfassungs­gesetz überhaupt nicht auskennen und besonders abhängig von der Zara­-Zentrale sind. Grundsätz­lich wird die Einstellung neuer Kolleg*in­nen, die anfangs noch schlechte Sprach­kenntnisse haben und schnell dazuler­nen wollen, von den ver.di­-Aktiven begrüßt. Sie wollen eine nachhaltige und menschliche Personalpolitik durch­setzen.

Orhan Akman, der seit Mitte Februar die ver.di­-Bundesfachgruppe Einzelhan­del leitet, fordert von der Unternehmens­leitung, die sich häufenden Filialschlie­ßungen umgehend zu beenden und die Mitbestimmungsrechte zu respektieren: »Zara braucht ein zukunftsfähiges Standortkonzept, das gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen entwi­ckelt werden muss. Die Beschäftigten brauchen Arbeitsplatzgarantien!«



Beschäftigte brauchen Arbeitsplatzgarantien


Das rücksichtslose Vorgehen im Zusam­menhang mit Filialschließungen, bei denen die Betriebsräte bzw. der Ge­samtbetriebsrat nicht angehört und zum Teil völlig übergangen werden, geriet auch 2018 wieder verstärkt in den Fokus. Ende letzten Jahres wurde bekannt, dass Zara seine Filiale im »Mar­morhaus« am Berliner Kurfürstendamm zum 31. März 2019 schließen wird. Lediglich sechs von 73 teils langjährigen Mitarbeiter*innen wurde eine Stelle in einem der umliegenden Stores ange­boten, während dort per Ausschreibung zeitgleich viel mehr Personal gesucht wurde. Und es gibt noch weitere Bei­spiele für die verfehlte Personalpolitik des Unternehmens: So die Filialen Köln­-Ehrenstraße sowie Viernheim in Hessen, wo dem Betriebsrat noch dazu eine Schulung zum Thema Sozialplan/Inte­ressenausgleich verweigert wird, und Leipzig 2.

Die beiden leztgenannten Zara­-Stand­orte sollen im Juli 2019 geschlossen werden. Doch jeweils eine Woche vor der Hiobsbotschaft hatte der Personal­chef behauptet, von einer Filialschlie­ßung nichts zu wissen.

In der Münchener Kaufingerstraße, die Ende Februar 2018 dichtmachte, wur­de der überwiegende Teil der über 100 Beschäftigten ebenfalls gekündigt und nicht auf andere Häuser verteilt. Für dieses Jahr sind weitere Schließungen in der bayrischen Landeshauptstadt und neue Konflikte zu erwarten. 


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