Vom 16. bis 18. März fand der vom tie Bildungswerk e.V. im Rahmen des ExChains-Programmes organisierte „Workshop on International Cooperation of Workers in the Garment Supply Chain“ in Neu Delhi, Indien statt. Neben Kollegen*innen von der ver.di, H&M, Primark, Esprit und Walbusch waren auch wir Münchner Betriebsräte gemeinsam mit unseren Kolleginnen aus Frankfurt und Mannheim für Zara vor Ort.
Zuvor waren wir in Bangladesch und trafen uns mit unseren internationalen Kollegen*innen von der N.G.W.F.. Wir tauschten uns über die jeweiligen gewerkschaftlichen Strukturen in Bangladesch/Deutschland aus, und lernten die unterschiedlichen Gegebenheiten und Problematiken kennen.
Liste von Zara-Zulieferern liegt uns vor
Um eines vorweg zu nehmen: die Zustände und Arbeitsbedingungen in Bangladesch und Südostasien sind ernüchternd und schockierend. Uns wurden bestürzende Vorfälle in den Zuliefererfabriken, in denen auch Zara produzieren lässt geschildert - Details hierüber werden in kürze folgen.
Wir können an dieser Stelle soviel verraten, dass wir Unterlagen erhalten haben, in denen alle Zulieferer von Zara aufgelistet sind. Ein Leugnen, oder ein „Wir wissen nichts davon..“ kann sich Zara’s Chefetage also in Zukunft sparen, wenn die uns geschilderten Vorfälle öffentlich gemacht werden!
Unser Film zur ExChains-Reise mit Aufnahmen aus der besuchten Fabrik
In Dhaka, Bangladesch besuchten wir eine der über 4.500 Textilfabriken. 1000 Menschen arbeiten hier dicht an dicht auf einer Etage, der betäubende Lärm vom Rattern der vielen Nähmaschinen ist kaum auszuhalten.
Bangladesch ist nach China der zweitgrößte Textilproduzent der Welt, 80% aller Exporte stammen hier aus der Textilindustrie. Deutschland ist nach den USA der wichtigste Exportpartner.
Unternehmen wie Inditex/Zara lassen ganz bewusst in den ärmsten Ländern wie Bangladesch produzieren, soziale Standards lassen sich hier leicht aushebeln und eine Näherin verdient hier gerade mal ca. 60,-€ - im Monat!
Beklemmende Verhältnisse in den Wohnsiedlungen der Näherinnen
Neben der Textilfabrik besuchten wir auch Näherinnen zu Hause in den Arbeitersiedlungen. Diese riesigen Siedlungen sind ein schier unendliches Labyrinth aus Wellblech, abgeteilt in Parzellen. Familien haben hier nur einen notdürftig abgetrennten Raum mit wenigen Quadratmetern, wo gerade einmal ein Bett reinpasst. Küche und Sanitäranlagen müssen mit 9 weiteren Familien geteilt werden. Die Verhältnisse sind ärmlich und beklemmend - und das, obwohl Näherinnen 6 Tage in der Woche Schwerstarbeit leisten müssen!
„Workshop on International Cooperation of Workers in the Garment Supply Chain“
Von Dhaka ging es weiter nach Neu Delhi, Indien. Hier fand der mehrtägige Workshop mit unseren internationalen Kollegen*innen statt. Neben Vertretern von S.I. Cobas (Italien), nahmen Kollegen*innen der N.G.W.F. (Bangladesch), G.A.T.W.U. und G.A.F.W.U. (Indien) und F.T.Z. & G.S.E.U. (Sri Lanka) an der Veranstaltung teil. Wir stellten uns einander vor und präsentierten die jeweiligen Organisationen. Es wurden schnell Gemeinsamkeiten und Anknüpfpunkte für Strategien gefunden. Wir arbeiteten Pläne für die zukünftige Zusammenarbeit aus und freuen uns jetzt schon darauf, diese umzusetzen.
Uns begegneten mutige und herzliche Menschen, denen wir unseren vollen Respekt entgegenbringen! Sich in Südostasien als Gewerkschafter*innen gegen korrupte Regierungen zu behaupten ist in keiner Weise vergleichbar mit der Gewerkschaftsarbeit in Deutschland - Während wir durch das Betriebsverfassungsgesetz umfassend geschützt sind, müssen unsere internationalen Kollegen*innen konkret mit Haftstrafen, Gewalt und Kündigungen rechnen! Sich trotzdem gewerkschaftlich zu engagieren erfordert deshalb Mut und enormes Durchsetzungsvermögen, wofür wir sprichwörtlich unseren Hut ziehen!
Zukünftige Zusammenarbeit des tie Bildungswerkes e.V. mit den Münchner Betriebsräten
Aus diesem Grund sind wir Münchner Betriebsräte ab sofort Teil des ExChains-Programmes vom tie Bildungswerk e.V. uns freuen uns darauf, gemeinsam mit unseren internationalen Kollegen*innen gegen die menschenverachtenden Arbeitsbedingungen in Südostasien vorzugehen.
Die uns geschilderten Vorfälle aus Zara-Fabriken werden öffentlich gemacht, denn es kann nicht sein, dass sich Unternehmen in Europas Einkaufsstraßen als seriöses und modisches Textillabel präsentieren wollen, am anderen Ende der Welt aber Menschen zu Millionen unter ärmlichsten Verhältnissen wie moderne Sklaven rücksichtslos aus Profitgier ausgebeutet werden!
Ein großes Danke geht an dieser Stelle nochmal an das tie Bildungswerk e.V. , dass die ganze Reise unter nicht immer ganz einfachen Verhältnissen geplant und organisiert hat! Danke, dass Ihr uns diese Reise mit den damit verbundenen Eindrücken und Einblicken ermöglicht habt! Weiter möchten wir unseren besonderen Dank an unsere Gastgeber aus Bangladesch und Indien für das uns entgegengebrachte Vertrauen und die große Herzlichkeit, sowie Organisation vor Ort aussprechen!
Danke für den Bericht und eure Schilderungen, liebe Kolleg*innen!
AntwortenLöschenAktuell läuft eine Soli-Kampagne mit der NGWF, die ihr gern breit streuen und unterstützen könnt. Hier der Link: https://www.startnext.com/fashion-revolution-tshirt
Anton | dna merch
Was wurde gegen solche Bedingungen unternommen? Heute ist 2021 , gibt es Ergebnisse aus der Zusammenarbeit?
AntwortenLöschenDas würde mich auch sehr interessieren. Hat sich etwas zum Positiven verändert?
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