Samstag, 19. August 2017
ZARA: Die Große Kassenlüge
Es ist Samstag,… oder Freitag,… oder beim Sale über Monate hinweg auch jeder andere, beliebige Wochentag.
Im kompletten Laden herrscht ein unruhiges Treiben, denn es ist voll - überall Menschentrauben, soweit man sehen kann. Menschen, die sich Kleidungsstücke anschauen, Menschen, denen es nicht zu blöd ist, auch 20 min vor den Anproben zu stehen, um endlich die gerade erbeuteten Stücke zu probieren, und Menschen, die eben diese auch irgendwann bezahlen wollen.
Hier bietet sich einem immer das gleiche Szenario: An den Kassen bilden sich endlose Schlangen, die sich durch den halben Laden schieben. Angenervt wird sich hier angestellt - weil man halt eben nicht ums Bezahlen rumkommt, und einem als Kunde nichts anderes übrig bleibt (außer online einzukaufen).
Wenn man nun als Kaufwilliger die Geduld aufbringt, sich hier anzustellen, schaut man in Richtung Kassentresen… und ein jeder fragt sich „Wieso ist von den vier Kassen nur eine einzige besetzt?“. War der Kundenansturm so unerwartet? So unerwartet, wie bei jedem Wochenende? So unerwartet wie beim, jedes Jahr zur gleichen Zeit wiederkehrenden, Sale? Ich kann euch die Antwort verraten: NEIN, war er nicht!
Die Wahrheit ist, dass die meisten Kassen lediglich nur schöne Fassade sind. Geöffnet werden sie nie. Sie sollen den Anschein erwecken, dass man sie theoretisch ja öffnen könnte - das passiert aber definitiv nicht. Egal wie lang die Menschenschlange ist. Egal, ob der Kassierer (der Einfachheit halber verwende ich in diesem Text nur die männl. Form) kurz vorm Nervenzusammenbruch steht - es werden nie mehr Kassen geöffnet.
Es ist auch gar nicht möglich, denn der Großteil der Kassen ist tatsächlich nur vorhanden, um gut auszusehen, und schlichtweg nicht funktionsfähig! Ich nenne sie deswegen mal ganz mutig Fake-Kassen - denn genau das sind sie.
Ein kleines Rechenbeispiel zum Verständnis:
Eine Münchner Filiale wurde nach dem Komplettumbau im letzten Jahr mit sage und schreibe 15 (in Worten fünfzehn!) neuen Kassen - verteilt auf drei Etagen ausgestattet. Hört sich toll an, sieht auch gut aus… Tatsächlich werden im kompletten Haus maximal 6 davon gleichzeitig geöffnet! Egal, welches Chaos herrscht, und egal, welcher Kundenansturm sich im Kaufrausch befindet! Es ist schlichtweg nicht möglich, mehr Kassen zu besetzen.
Viele, der besagten Kassen waren seit dem Umbau, wo sie installiert wurden, nachweisbar keinen einzigen Tag funktionsfähig. Das ist auch nicht nötig, da man eh nie genug Kassierer hat, um diese besetzen zu können. Sie sind lediglich schön anzusehendes Inventar, und sollen anscheinend den wartenden Kunden suggerieren „theoretisch könnten wir geöffnet werden“. Blödsinn.
Fakt ist, dass es jedes Wochenende - und seit Monaten mittlerweile auch an vielen Tagen unter der Woche zu langen Wartezeiten an allen Kassen im gesamten Store kommt.
Egal, wie entnervt die Kunden sind. Egal, wie die wenigen Kassierer unter dieser Situation leiden. Man wird genötigt, hier stundenlang Akkordarbeit zu leisten - und wird trotzdem ständig angemotzt, weil es der ungeduldigen Menschenmasse, die sich vor einem drängelt nicht schnell genug geht. Man muss schon gewissermaßen abstumpfen, und darf nicht zu sensibel sein, um diesen Nervenkrieg als ganz normalen Arbeitsalltag unbeschadet zu überstehen. Denn egal was passiert - geholfen wird nicht. Es ist niemand da, der helfen könnte. Gerufene, überforderte Manager lassen minutenlang auf sich warten, wenn sie Reklamationen vom Kunden begutachten sollen - bevor sie die Kasse wieder fluchtartig in Richtung Verkaufsfläche verlassen.
Kein Wunder also, dass die Krankheitsquote unserer Kollegen konstant hoch ist, was gerne seitens der Manager wiederum als Grund für die ständige Unterbesetzung angegeben wird - eine Äußerung, die einfach nur absurd und dreist ist!
Für ZARA scheint der Umsatz offensichtlich dennoch zu passen. Mir fällt keine andere Schlussfolgerung für diese langanwährenden Missstände ein. Menschlichkeit? Nein danke.
Nicht nur das. Es wird den Kassierern mehr Arbeit gemacht, als nötig wäre. Denn alle vorhandenen Kassen müssen morgens hochgefahren, und zu Ladenschluss wieder abgeschlossen werden. Zusätzlich werden einige Kassen, die den ganzen Tag über eh von vornherein nicht benutzt werden, mit Wechselgeld bestückt, was auch zum Kassenabschluss wieder von den Kollegen einzeln nachgezählt werden muss. Alles nur, damit behauptet werden kann, man könnte sie ja theoretisch öffnen.
Man muss kein Psychologe sein, um zu erkennen, welchen körperlichen und psychischen Belastungen unsere wenigen Kassierer chronisch ausgesetzt sind. Mal ganz abgesehen von den riesigen, wärmeabstrahlenden Monitorwänden direkt hinter ihrem Rücken, oder der pausenlos dröhnenden Musik aus den Deckenlautsprechern sind sie es, die den ungefilterten Zorn und Unmut über die langen Wartezeiten der Kunden abbekommen.
Es ist allzu menschlich, dass Kunden ungeduldig und entnervt an den Kassentresen kommen.
Der jeweilige Kassierer ist in dem Moment derjenige, der deren angestaute Wut auffangen muss. Und das Tag für Tag, Woche für Woche. Chaos und Stress als Selbstverständlichkeit den ganzen Arbeitstag über.
Ist das das Arbeitsklima, dass man heutzutage im Einzelhandel hinnehmen muss? Natürlich erwartet ZARA von seinen Angestellten, dass jedem zahlenden Kunden ein freundlicher Blick und ein nettes „Dankeschön für Ihren Einkauf“ entgegengeheuchelt wird. Ein Hohn, wenn man immer den gleichen Zuständen ausgesetzt ist. Für Kassierer fühlt sich aufgrund der andauernden, mittlerweile normal gewordenen Unterbesetzung inzwischen jeder Wochentag vom Stressfaktor an, wie ein Samstag zu Stosszeiten!. Ganz normaler ZARA Alltag-Horror.
Hinzu kommt, dass es mal die Idee gab, eine Kasse einzuführen, die ausschließlich für Kundenückgaben genutzt wird. Ansicht kein schlechter Vorsatz. Nur war diese monatelang mal in der Herrenabteilung, dann wurde sie plötzlich ins Obergeschoss verlegt. Kunden mit Rückgaben werden quer durch den Laden gelotst, und regen sich hier nochmal extra auf. Inzwischen gibt es keine spezielle Kasse für Rückgaben mehr, da Manager offenbar überfordert sind, dementsprechende Hinweisschilder zu ordern, bzw. diese angeblich seit Wochen bestellt sind. Folglich können Kunden jetzt wieder Ware an der Kasse ihrer Wahl zurückgeben.
Anhand der geschilderten Situationen kann sich jeder selber ein Bild davon machen, was unseren Kollegen mittlerweile alles zugemutet wird. Für mich eigentlich unnötig und unverständlich. Denn nicht jeder Kunde hat die Zeit und Lust, sich vor dem Bezahlen die Beine ewig in den Bauch stehen zu müssen.
Wieso ZARA hier trotzdem nicht endlich tätig wird und handelt, bleibt unklar. Die Personalkosten der zusätzlichen Kassierer würden durch den höheren Umsatz aufgrund von kürzeren Kassenwartezeiten allemal wieder mehr als nur ausgeglichen. Hier muss seitens ZARA ein Umdenken stattfinden - und das schnell.
Unser Artikel neigt sich - wie der Sommersale auch - so langsam dem Ende zu. Freuen wir uns also (vorsicht: Sarkasmus) gemeinsam auf den uns allen bald bevorstehenden nächsten Midseasonsale, Presale und als Highlight des Jahres die noch zu erwartende „besinnliche“ Vorweihnachtszeit bei ZARA!
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Bei zara arbeiten überwiegend frauen. Warum dann nicht der einfachheit zu liebe "kassiererin"? Es gäbe auch noch kassenpersonal, kassierende. Aber immer wieder das generische maskulinum ist so öde.
AntwortenLöschenFrau Schulz, ist das alles, was Sie zu diesem Text zu schreiben haben? Ein Text, der harte Arbeitsbedingungen darstellt.
AntwortenLöschenFür Zara zählt nur Umsatz. Mitarbeiterzufriedenheit und Kundenzufriedenheit interessieren nicht. Ich stand als Kunde öfter in der langen Schlange und "wir könnten weitere Kassen öffnen, machen wir aber nicht" zeugt schon von großer Arroganz und Ignoranz.
AntwortenLöschenKürzlich stand ich unter der Woche tatsächlich als einizige an der Kasse und wurde dann aber abgewiesen, wenn ich mit Karte zahlen wolle, müsse ich zur Selbstbedienungskasse. Ich sagte, dort sei kein Platz, um die Kleidung ordentlich zusammenzulegen und ich wolle die Sachen nicht zerknittert in die Tasche stopfen. Das würden andere Kunden auch machen, hieß es. Jo, ich bin aber nicht andere Kunden und meinem Geld nicht böse. Es handelte sich um einen teuren Mantel und selbst mit billigen Sachen würde ich nicht so umgehen. Womöglich würde dann nicht mal ein Umtausch akzeptiert, weil das Kleidungsstück nicht mehr im Originalzustand ist. Zumal auch die Boxen an den Selbstbedienungskassen nicht gerade sauber aussahen. Einzige Möglichkeit, damit ich doch an der Kasse zahlen konnte war Barzahlung. Dann kassierte ich noch den Spruch der Kassiererin, dass sie den Mantel nun auch in die Tüte stopfen würde. Sorry, dass ich als Kunde an einer freien Kasse zahlen wollte, an der die Mitarbeiterin auch sonst nichts zu tun hatte. Es soll sogar Menschen mit Einschränkungen geben, die an Selbstbedienungskassen überfordert sind und dort stand auch niemand zur Unterstützung. Müssen die sich vorher nackig machen, um bedient zu werden? Inklusion - was ist das?
Noch kürzlicher stand ich wieder in der "gewohnt" langen Schlange und ärgerte mich tatsächlich schon über die extrem lange Wartezeit. An der Kasse wollte man mir dann die Kleidung nur verkaufen, wenn ich entweder die App nutzen oder meine Telefonnummer angeben würde, um mir einen e-Bon auszustellen. Da ich meine Nummer nicht herausgeben wollte, verweigerte man mir die Bezahlung. Datenschutz - was ist das? Wow, wie war das noch "der Kunde ist König"? Offensichtlich nicht bei Zara. Da ist man nur lästig. Wertschätzung des Kunden gleich null. Naja, selbst schuld, dass ich überhaupt noch mal bei Zara einkaufen wollte. An diesem Tag habe ich trotz der vergeudeten Zeit fürs Aussuchen, Anprobieren, Anstehen und Ärgern nichts gekauft. Und sollte sich an Zaras Politik nichts ändern, wird das auch künftig nicht mehr vorkommen. Freund*innen habe ich auch davon berichtet. Aber Zara kann es sich offenbar noch leisten, die Kunden zu vergraulen.