Montag, 9. Oktober 2017

Imagewechsel bei ZARA? Nicht wirklich!

Wir sind wieder da! Es war Sommer-, es war Streik- und es war Urlaubszeit, daher dauerte es auch bis die Kräfte wieder regeneriert, gesammelt und mobilisiert wurden.

Das Thema mit dem wir in den Schlussspurt des Jahres starten wollen lautet:

Imagewechsel bei ZARA Deutschland

oder besser gesagt,

Was kam nach RTL?

Viele haben die Reportagen parallel zu den Streikphasen während der Tarifverhandlungen miterlebt. Es gab Zeitungsberichte, kleinere Sendebeiträge und eben DIE RTL-Reportage. Kurze Zeit nach der Ausstrahlung und auch nach den ersten Streiks hat die ZARA Geschäftsleitung "Gesprächsbereitschaft" angedeutet und auch vorgeschlagen. Die Gespräche waren offen und sehr deutlich, in beiden Richtungen. Sowohl die ver.di als auch die Geschäftleitungsvertreter haben ihre Positionen deutlich gemacht. Es wurde einiges "auf Papier" festgehalten und man trennte sich mit der Prämisse, dass auch Taten auf die Worte folgen sollten.

Nach unseren neuesten Informationen hat die Geschäftsleitung jüngst bei einer ZARA Betriebsräteversammlung sehr vollmundige Vorhaben angekündigt. Eines der großen Vorhaben ist es, dass ZARA in naher Zukunft zu den "besten Arbeitgebern der Branche" gehören möchte.




Nun, das ist auf den ersten Blick ein sehr "sportliches" Vorhaben und auch wünschenswert. Aber alle Versprechen die gemacht werden sind das Papier nicht wert auf dem sie festgehalten werden, wenn der Arbeitgeber sich alles so schön zurecht legt, wie er es gern haben will und nicht wie es zum Wohle der Arbeitnehmer wäre.

Beispiel: ZARA hatte angekündigt, dass es Jobtickets geben soll (übrigens ist dieses Thema fast so alt, wie es Betriebsräte bzw. den Gesamtbetriebsrat bei ZARA gibt). Alle Beschäftigten freuten sich sehr, da die finanzielle Belastung doch recht hoch sein kann. Ausgaben von 600,- bis 800,- im Jahr sind keine Ausnahme. Aber ZARA hat nun offenbar, so unsere letzten Informationen, den Beschäftigten einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Erste Hürde: Man muss länger als 6 Monate im Unternehmen tätig sein.

Zweite Hürde: Es soll kein Beschäftigter ein Jobticket erhalten, sondern lediglich diejenigen, die in der niedrigsten Tarifgruppe angesiedelt sind, erhalten einen finanziellen Zuschuss von "umwerfenden" 20,- (in Worten: Zwanzig) Euro. Damit würden erstens gut und gern 3/4 der Belegschaft ausgeschlossen und zweitens ist das kein Jobticket, sondern wieder einmal der Beweis, dass ZARA mit Tricks und Wortklaubereien arbeitet.

Dritte Hürde: ZARA möchte den Erhalt des Zuschusses allen Ernstes mit der sogenannten "Krankenquote" verbinden. Demnach sollen nur die Beschäftigten das Ticket erhalten, die im Monat für maximal zwei Tage krank werden bzw. geworden sind.

Man kann sich natürlich darüber freuen, dass es wenigstens einige Beschäftigte gibt, die in den "luxuriösen Genuss" eines Zuschusses kommen, aber man muss sich auf der anderen Seite wirklich die Frage stellen, ob ZARA den Rest der Beschäftigten auf den Arm nehmen will. Denn mit diesen Einschränkungen und Vorgaben ist das Jobticket-Thema ein Witz. Ein ziemlich schlechter sogar über den nur der Arbeitgeber lachen dürfte. Außerdem widerspricht das den Zusagen und Erklärungen von ZARA bei den Gesprächen mit ver.di München und Vertretern der Münchener Betriebsräte bzw. Vertreter aus dem ZARA Wirtschaftsausschuss.

Frage: Will ZARA so die "blaue Schleife" des "Besten Arbeitgebers 2018/19" bekommen? Antwort: Wohl kaum!




Auch die anderen Vorhaben, wie finanzielle Unterstützung bei der Kinderbetreuung und intensivere Hilfe bei persönlichen Problemen, sind nach dieser blamablen Vorgehensweise beim Jobticket, mehr als pessimistisch zu bewerten. Aber ZARA scheint aus seinen Fehlern einfach nicht lernen zu wollen. Denn jetzt hat sich das Unternehmen einen neuen Trick einfallen lassen, wie man die Beschäftigten noch mehr schuften lassen kann. Man nimmt Ihnen einfach einen freien Tag weg!

Zara hat sich nach 18 Jahren (Oktober 1999 erster Store in Deutschland eröffnet) plötzlich dazu entschieden den Beschäftigten in einer Woche, in dem es einen gesetzlichen Feiertag gibt, keinen zusätzlichen freien Tag zu geben. Es gäbe genügend Beispiele in anderen Unternehmen und Branchen, in denen es schon lange so wäre und man hätte mal im Gesetz geblättert und eine Stelle gefunden, nach der man das machen darf. So oder so ähnlich die Aussage der Geschäftsleitung (zugegebenermaßen etwas überspitzt formuliert).

Aber die Sachlage sieht erstmal so aus:

Nach §2 Entgeltfortzahlungsgesetz hat der Arbeitgeber für Arbeitszeit, die infolge eines gesetzlichen Feiertages ausfällt, dem Arbeitnehmer das Arbeitsentgelt zu zahlen, das er ohne den Arbeitsausfall erhalten hätte. Von dieser Regelung kann nicht zuungunsten des Arbeitnehmers abgewichen werden; eine entsprechende Weisung bzw. Abrechnung des Arbeitsentgeltes ist rechtswidrig.

Das bedeutet, dass der Arbeitgeber sowohl den Feiertag als auch den zusätzlich gearbeiteten Tag (welcher bislang ja FREI war) dem Arbeitnehmer bezahlen muss. Grundsätzlich ist es zwar so, dass ein Arbeitgeber den "Ausfall" der Arbeit an einem Feiertag vor- bzw. nacharbeiten lassen kann/darf, wenn am Feiertag tatsächlich gearbeitet worden wäre. Nur ist es höchst umstritten, ob er das einseitig einfach entscheiden darf oder nicht. Es gibt da viele Unstimmigkeiten zwischen Arbeitgeber und Betriebsräte. Trotz einiger Erfolge seitens Arbeitgeber diesbzgl. vor ein paar, jüngst einberufenen Einigungsstellen, werden noch so einige rechtliche Streitigkeiten auf alle zukommen. Denn es gibt genug Beschäftigte, die dieses absolut unterirdische Verhalten seitens ZARA nicht kampflos hinnehmen werden.

Fazit: ZARA möchte einen positiven Image Wandel bis zum Jahresende bzw. im nächsten Jahr gestalten. Dafür haben sie Zugeständnisse gemacht, die sie leider mit völlig inakzeptablen Regularien und Umständen bestücken, so dass das gute Vorhaben zu einer Witznummer wird und man eigentlich wieder bei Null steht. Eine wichtige Information zur Verdeutlichung wieso es als Arbeitnehmer so schwer ist das Ganze so einfach zu akzeptieren.


Laut dem aktuellen Wirtschaftsbericht von INDITEX, für das Geschäftsjahr 2016/17, hat ZARA in Deutschland über 500 Mio. Euro Umsatz gemacht!!!*

INDITEX (Der Mutterkonzern) hat seinen Gewinn
um 12% auf über 23 Mrd. Euro gesteigert!!!*

Pablo Isla, der CEO von INDITEX, hat letztes Jahr ein Jahresgehalt von
über 10 Mio. Euro erhalten (Fixgehalt + variabler Vergütung)!!!*

Armancio Ortega hat, laut Forbes Magazin, ein geschätztes Vermögen von fast
85 Mrd. US-Dollar, was ihn zum viert reichsten Mann der Welt macht!!!*

*(Quelle: Textilwirtschaft.de)

Wenn man das alles hört und liest, so erscheint es fast wie ein Schlag ins Gesicht, wenn man als langjähriger Mitarbeiter dieses Unternehmens nicht mal ein einfaches Jobticket erhält oder einen verdienten zusätzlichen freien Tag in einer Feiertagswoche!

So, kann und wird ZARA seinen derzeit miesen Ruf, sowohl bei großen Teilen der Belegschaft und auch nach Außen, nicht los werden. Und wer weiß, wenn es so weiter geht steht womöglich irgendwann ZARA wieder im "Visier" von RTL, Wallraff & Co.?!?
Mögen die Spiele beginnen...


Wie heißt es doch so schön:
Wer nicht hören will muss fühlen!


Die Münchner Betriebsräte werden jedenfalls am Ball bleiben und für ihre Kolleginnen und Kollegen kämpfen!!!


1 Kommentar:

  1. So sieht's aus!!! Wir stehen hinter euch. Mögen die Spiele beginnen!

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